Restauration eines Voere KK (von H. Schönbohm)

Der Anfang

Ich konnte es nicht lassen - auf egun wars angeboten, und für nur 3 Euro wurde es mein: ein Voere KK Repetierer. In schlechtem Zustand, das war so angegeben, und ohne Kimme und Korn.
Was dann eintrudelte, entsprach durchaus dem Anzeigentext.

 

Der Schaft mehrfach überlackiert, Lacktränen, verschliffen und verkratzt.

Der Schaftrücken ist wohl begradigt worden - normal haben die Voeres da einen leichten Buckel drin. Wollte da jemand ein "Winnetou"-Gewehr bauen?

Das war aber leider noch nichts gegen den Zustand von Lauf und Metallteilen.....

Zielscheibe

Lauf und Verschluss in rostbraun.....eine Brünierung hat jedenfalls eine andere Farbe. Kammerstengel verrostet......viel zu tun.

Eine weitere Untersuchung zeigte aber, dass Abzugsmechanik und Lauf durchaus in Ordnung sind, und einige Probeschüsse mit dem montierten ZF zeigten, daß die kleine Büchse (noch?) erstaunlich genau ist.

Im Bild 10 Schuss auf 50 m mit CCI, ZF 15 fach, aufgelegt, im strömenden Regen bei eisiger Kälte. Zielpunkt war der Kreis, und ne Menge Wackelei von mir muss man noch abrechnen....

 

 

Die Geschichte

Um etwas über das kleine Gewehr herauszubekommen - wenigstens den Typ beispielsweise - versuchte ich es erstmal bei der Herstellerfirma.
Der Kontakt mit Voere in Östereich, im Internet natürlich leicht zu finden, hatte als Auskunft ein ganz unerwartetes Ergebnis:

"Das Gewehr ist nicht von Voere (Österreich), sondern von Voere Deutschland. Zwei völlig getrennte Firmen, die Produktpaletten waren unterschiedlich, die Produkte unterschiedlich - also nicht etwa eine Lizenzfertigung. Voere Deutschland gibts nicht mehr, wir haben weder Unterlagen noch Ersatzteile."Zielscheibe

Mein anfänglicher Dank an Voere Kufstein für diese Auskunft war etwas unberechtigt - denn diese Auskunft ist falsch, zumindest stark verbogen. Ein wenig Recherche im Netz ergibt erstaunlich wenig über Voere Deutschland her - keine Sammler, keine Webseiten, keine Fans. Wenig Berichte in Waffenforen, mal eine Abzugsjustierung, mal eine Frage nach Ersatzteilen - das ist schon alles.

Ein kleiner Hinweis tauchte auf - die beiden Voeres waren Schwesterfirmen - also keine Rede von völliger Trennung, und deswegen passt auch ein Magazin eines Kufstein-Halbautomaten in meinen Deutschland-Repetierer......

Jedenfalls - Voere Deutschland gibts nicht mehr. Die Produktion wurde etwa 1995 nach Insolvenz an Mauser verkauft (und Mauser konnte sich damit knapp vor dem Abgrund retten), und nach kurzer wechselvoller Geschichte ganz eingestellt. Wens interessiert - das Gewehr Titan II von Voere Deutschland hat einen ausgezeichneten Ruf bezüglich Präzision und Qualität, Verschluss und Abzug werde als außergewöhnlich beurteilt.

Der Ersatzteilbestand von Voere Deutschland wurde 1995 von einer Firma Jehn (jehn.de) übernommen. Eine Kontaktaufnahme ergab, das bis heute Teile lieferbar sind - allerdings nicht die fehlenden Visierungen, und die übrigen Teile sind entsprechend teuer - für ein wertvolleres Gewehr sicher akzeptabel, aber in diesem Falle etwas unangemessen.

Ein Kontakt zum Vorbesitzer der Büchse war leider auch erfolglos - er hatte das Gewehr selbst auf egun ersteigert und dann leider keine Zeit, um es zu restaurieren. Als er die Bilder der wiedererstandenen Büchse sah, habe ihn die Wehmut erfasst, schrieb er....

Typ 2110
Daz Einzige, was ich noch herausgefúnden habe: es scheint sich um den Typ 2110 zu handeln - jedenfalls passt dieser Typ aus der Geschichte der Firma Voere (Kufstein) bezüglich Eigenschaften und Aussehen des Schafts am besten zu dem Gewehr. (Bild Voere Kufstein) Man sieht im Bild auch den oben erwähnten voere-typischen Buckel im Hinterschaft.

So scheint es, dass die Vorgeschichte der kleinen Büchse ein Geheimnis bleiben wird.

Erste Pläne

Kann man mit so einem Gewehr an Wettbewerben teilnehmen? Naja, aus sportlichen Gründen schon - also warum eigentlich nicht? Eine Teilnahme (im BDS) ist entweder als Dienstsportgewehr möglich, (mit Diopter - dachte ich, siehe weiter unten), oder mit ZF in der freien Klasse (wenn es mehrschüssig wäre - es ist aber - ursprünglich - ein Einzellader).
Allerdings - ob ich mit Diopter/Kimme klarkomme? Mal sehen.....
Jedenfalls habe ich beschlossen, das Teil zu restaurieren - einmal, weil ich es ins Herz geschlossen habe, aber auch um mich mit Bearbeitungstechniken und Pflegetechniken an Waffen (Schaft, Brünierung, Lauf, Verschluss, Abzug) vertraut zu machen bzw. diese weiterzuentwickeln (natürlich nur im Rahmen dessen, was man allein und ohne Büchsenmacher verändern darf)..... Bei diesem Gewehr wäre der Verlust eben nicht so groß, wenn etwas schiefgeht.


Der Schaft

Für den Schaft gab es nur eine Lösung - der Lack musste runter. Nach einigen erfolglosen/aufwendigen (mechanischen) Versuchen half nur noch das komplette Abbeizen mit handelsüblichen chemischen Mitteln, welches hübsches und ansehnliches Nussbaum-Holz freilegte.


Zielscheibe

Es waren aber ziemlich grobe Kratzer zu beseitigen, die wohl von der Umschleif-Aktion am Schaft stammten, und die erstmal grossflächig ausgeschliffen werden mussten. Einige Stellen waren so tief, dass man nur lokal anschleifen und die Farbreste entfernen konnte, weil sonst zuviel Material abgetragen werden musste.

Im Bild ist der Schaft gerade fein überschliffen, wobei die schöne Maserung schon wieder sichtbar wird.
Mit etwas Mühe kamen auch die Fischhautlinien wieder schön zur Geltung.
Insgesamt ist das Ganze aber noch blass und rauh.

Zielscheibe


Eine daumennagelgroße abgeschliffene blanke Stelle in der Verschneidung wurde fein säuberlich etwas nachgefeilt, um dem Auge wieder die gesamte Struktur zu bieten - kaum noch zu sehen, dass da eine tiefe Delle im Holz ist.

Als nächstes folgten jetzt Politur und eine Behandlung mit Schaftöl. Eine Lackierung würde m.E. zu "neu" aussehen für den Schaft, der deutliche Benutzungsspuren hat und in seinem Alter auch haben darf.




Ganz nett ists geworden...die Ölbehandlung wird nochmal wiederholt (mit hellem Öl), und wenn das ganze nicht von alleine nachdunkelt, werde ich zum Abschluss eine Schicht dunkleres Öl benutzen.
 

Lauf und Abzug

Der Systemkasten hat eigentlich alle Voraussetzungen für einen Betrieb mit Magazin. Der Einzellader-Boden ist herausnehmbar, der Schacht im Lauf ist vorhanden - sieht aus wie ein gut durchdachtes Baukastensystem.....

Scloss und Lauf

Es fehlen nur Magazin, Magazinraste und das veränderte Bodenblech - wenn man einen mehrschüssigen Repetierer haben will.

Nur die fehlende Brünierung ist schon echt unangenehm.

Schloss und Lauf

Und so sieht das ganze jetzt nach einer Behandlung mit Kalt-Brünierung aus. Der erste (halbherzige) Versuch schlug fehl, aber nach eine sorgfältigen Vorbehandlung hat das bestens funktioniert.

Wers selber versuchen will - es kommt ausschliesslich auf die Vorbehandlung an - wirklich vollständige Entfernung des alten Rosts (mein Rezept: WD40 und Topfschwamm - die sanfte Sorte), und vollkommenes Entfetten und entölen, natürlich nicht mit Benzin, sondern mit Alkohol, Isopropanol, Methanol oder Aceton. Dann mehrfach dünn (!) einstreichen, und wirklich nur kurz (!) einwirken lassen, sofort abwischen. Man kanns unmittelbar wiederholen, neu einstreichen - warten - abwischen. Die Färbung im Bild ergab sich nach 5 Durchgängen, das Ganze hat weniger als 15 Minuten gedauert.



Das hat doch wieder was....



Mittlerweile habe ich ein anderes, gut erhaltenes Voere zum Vergleich geschossen - da ist doch noch ein deutlicher Mangel im Abzug und vor allem im Repetiervorgang - beim Original geht das butterweich mit einem Finger, bei meinem hakte das erheblich.
Das Haken beim Repertieren liess sich aber durch geringfügige Nacharbeit der Nase im Verschluss beseitigen - es läuft schon viel besser.



Abzugsbügel Selbst dem Kammerstengel wurde eine sorgfältige Entrostung und Politur zuteil - ebenso dem Bodenblech und dem Abzugsschutz samt Nachbrünierung. So hat das ganze denn doch deutlich gewonnen.


Schlussendlich wurde auch noch der Abzug überarbeitet. Konstruktionsgemäß hat das Teil einen ellenlangen Vorzug, einen deutlichen Druckpunkt mit ordentlicher Kraft und danach nochmal einen ziemlichen Weg, bis endlich der Schuss bricht.

Am Vorzugweg könnte man etwas machen - ist aber eigentlich nur lästig, daher blieb es, wie es ist.

An der Druckpunktfeder mochte ich (vorläufig) nichts ändern - wenn mans übertreibt, kann der Abzug vor dem Schuss hängenbleiben und würde beim Absetzen nicht zurücklaufen - das wäre ein Sicherheitsrisiko.

Am Weg nach dem Druckpunkt wurde auch (erstmal) nichts verändert - ebenfalls aus Sicherheitsgründen.

Was blieb also - alleine das Polieren beider Abzugskanten brachte die Abzugskraft auf etwa 1550 Gramm herunter, mit einem sauberen und sanften Wege bis zum Schuss - natürlich kein Matchabzug, aber für ein solches Gewehr doch noch angemessen.
 

Dioptermontage Das kleine Loch mit der Feder drin ist bei der Montage sehr wichtig - die Feder muss beim Anschrauben richtig "gerückt " werden, damit sie senkrecht steht und mit dem Ende in der dafür vorgesehenen Bohrung sitzt - anderenfalls stimmt die Abzugskraft nicht oder der Abzug läuft unsicher, und/oder die Feder wird verbogen.

Die Visierung

Zuerst hatte ich ein vorhandenes Hubertus 4x32 montiert. Dieses hat aber für Sportzwecke das falsche Absehen, und zuwenig Vergrößerung. Für Wettbewerbe geht es sowieso nicht - mit ZF muss das Gewehr ein Mehrlader sein ("Freie Klasse"). Zeitweise war ein Bushnell 6-18*40 drauf, ein nettes Glas, und trotz (ebenfalls) falschem Absehen sehr gut zu schiessen, damit habe ich die Tests gemacht.
Schlussendlich kam aber der schon angesprochene Diopter von Diana drauf.

Dioptermontage

Kleine bis mittlere Modifikationen waren erforderlich - die 11 mm-Aufnahme des Diopters passte nicht auf die gewölbte 11-mm-Aufnahme auf dem Verschlussgehäuse, so dass die Feile ordentlich Arbeit bekam.

Alle Modifikationen wurden nur am Diopter gemacht - das Gewehr ist "im Originalzustand".

Der Kammerstengel kollidierte mit dem Seitenrand der Schraubenabdeckung - das liess sich soeben passend machen.

Dioptermontage
Der Diopter muss ziemlich weit hinten sitzen, weil der Überhang (der bei einem Luftgewehr nicht stört), hier mit dem geöffneten Verschluss kollidiert.


Korntunnel

Die Befestigung des Korntunnels war ebenso problematisch. Für einen solchen Korntunnel ist der kleine Korn-Schwalbenschwanz am Lauf zu schwach - und beschädigt ist er ausserdem. Daher wurde der Tunnel mit einer Manschette um den Lauf herum befestigt - genau angepasst, hart angelötet und danach brüniert.




Diopter Das Diana hat eine grossen Verstellbereich und lässt sich trotzdem wunderbar präzise einstellen. Ein passendes Ringkorn werde ich aber noch besorgen müssen - ein Perlkorn ist doch nicht so ideal.


Dier ersten Schüsse hat das Teil schon wieder hinter sich - das Schiessen mit Diopter ist garnicht so problematisch, die Position ist ok für mich.



Nach einigen Bastelversuchen bin ich mittlerweile bei einem Ringkorn mit 2,2 mm Innen-Durchmesser - eine M2-Unterlegscheibe. Das soll natürlich nicht der Endzustand sein, aber zum Ausprobieren ist das eine preiswerte Methode, um verschiedene Ringkorngrößen auszuprobieren.

Das Zielfernohr

Absehen 1 Das schon öfter angesprochene Zielfernrohr (Bushnell 6-18x40) hat mich doch etwas genervt. So ein schönes Glas - und nur das Absehen 1. Sowas mag für die Jagd gut sein, aber für Sportzwecke......

Nachdem ich bei kleineren (und preiswerteren ;-) ZF schon mal den Schraubenzieher angesetzt hatte, um zu erkunden, wie das "drinnen aussieht", wollte ich wenigstens den Versuch machen, das Absehen zu tauschen.

Schrauben Von den Versuchen wusste ich, wo das Absehen sitzt - am Ende des langen Rohrs vor dem Okular. Der Zoom-verstellring liess sich nach dem Entfernen einer Schraube zurückstreifen, und das Okular ließ sich nach dem Lockern von drei kleinen Schrauben (etwa M 1 - da sind Uhmacherwerkzeuge angesagt) abdrehen.

ZF geöffnet Da isses ja schon. Eigentlich ganz einfach - und nach dem Herausdrehen der 3 kleinen Befestigungsschrauben konnte man das Absehen abnehmen.

Absehen Detail So sieht es aus - und die 3 Blättchen sind aus so hauchfeinem Material, dass ich Angst habe, draufzupusten....
Ein Umbau dieses Rings ist wohl nicht möglich, ohne die Blättchen zu beschädigen - den Weg zurück wollte ich mir nicht verbauen. Das Teil hat eine eigene kleine Blechdose zur Aufbewahrung bekommen.

Also an die Drehbank - und den kompletten Ring neu hergestellt - aus Messing.

Diopter Für das Fadenkreuz habe ich hauchfeine (Durchmesser 0,04 mm) Wolframdrähte benutzt. Die Drähte wurden mit einem kleine Bügel gespannt und in diesem Zustand mit Heißkleber eingeklebt - in kleine Einkerbungen im Ring. Das ganze hat mehrere Versuche gebraucht - Wolfram ist ziemlich eigensinnig (federnd), und ohne Spannung werden die Fäden krumm und schief - man schaut ja hinterher mit erheblicher Vergrößerung auf die Fäden. In diesem Bild kann man die Fäden soeben sehen.
Der Ring wurde noch geschwärzt, und schon kanns wieder zusammengebaut werden.

Mittlerweile habe ich das Bushnell überprüft - keine Parallaxe bei richtiger Entfernungseinstellung, aber eine Zoomabhängigkeit der Trefferlage (wie bei dem kleineren Glas - siehe weiter unten), nicht viel, aber bei dem großen Verstellbereich 6-18 doch merklich. Kann sein, dass mein selbstgemachtes Fadenkreuz nicht ganz genau mittig auf der optischen Achse liegt - das könnte eine Ursache sein. Ist nicht optimal, aber man stellt sowieso nicht dauernd rum, wenn man einmal seine bequeme Einstellung gefunden hat.


Umbau auf Magazinbetrieb

Magazin Nun ist mittlerweile auch ein Magazin (eines Voere Kufstein-Halbautomaten) eingetroffen - und passt in den Schacht, sehr genau sogar - das ist kein Zufall! Von wegen 2 verschiedene Firmen....

Nun fehlt noch die Magazinraste - sowas kann man kaufen oder selbst herstellen - und selbst herstellen macht natürlich viel mehr Spass.

Der Einzellader-Boden im Verschluss ist herausnehmbar, er wird nur von einer Schraube gehalten. Diese Schraube ist im Kopf so modifiziert, dass sie gleichzeitig die Auswurfkante für die leere Hülse darstellt. Fehlt der Einzellader-Boden, muss die Schraube wieder an die gleiche Stelle.
Nachdem ich einen anderen Repetierer angesehen habe, war es einfach, ein solches Teil selbst herzutellen.

Magazinraste
Nach einem Stündchen Arbeit mit Säge und Feile gabs dann auch einen selbstgemachten Magazinrasthebel - etwas schmaler als das Original, damit bequemer beim Berühren mit der Führhand, welchen bei mir ganz nahe am Magazin liegt. Das Magazin vom Automaten hat zwar hineingepasst, ist aber bei der Zuführung nicht optimal - der Magazinwinkel ist zwischen Repetierern und (Halb)Automaten etwas unterschiedlich. Ausserdem ist das 10er-Magazin schon ein ungewohnt bulliger Anblick unter dem schlichten Jagdschaft...
Ein 5er Repetierermagazin war aber auch leicht zu beschaffen, so dass jetzt alles bequem und optimal läuft.



Die Wettbewerbsteilnahme

Da habe ich einen herben Rückschlag hinnehmen müsen - das Gewehr wird im BDS nicht als Dienstsportgewehr anerkannt. Mit Diopter bleibt da nur die Teilnahme in der Klasse "Matchsportgewehr" - bis zu 9kg schwere Sport"maschinen" mit Handstop, Schulterriemen und Achselhaken - nicht ganz passend und nicht wirklich wettbewerbsfähig. Es bleibt noch das Aufsetzen eines Zielfernrohrs und die Teilnahme in der Klasse Präzisionsportgewehr - auch nicht besser - oder wenigstens in der Freien Klasse - naja....

Vorerst habe ich mich also für eine Teilnahme in der Freien Klasse entschieden (mein erster Wettkampf mit Diopter wird also noch warten müssen).
Nachdem das Bushnell 6-18x40 bereits für ein anderes Gewehr "verbraucht" wurde, habe ich ein sehr preiswertes Glas gekauft - ein 4-9x32. Ich wollte einfach schauen, ob ein solches Glas für den Zweck und das Gewehr ausreicht.
Die ersten Schießstandversuche ergaben, dass man mit der 9fachen Vergrößerung eigentlich noch klarkommt (obwohl ich gewohnterweise mehr benutze), Stabilität war auch ok, aber die Schärfeneinstellung war irgendwie schwierig - sowohl die Dioptrieneinstellung als auch die Gesamtschärfe, da gabs keine angenehme Einstellung. Das Glas hat keine Parallaxeneinstellung und damit nur eine feste Einstellung des besten Schärfepunkts - und der lag weder bei 25 noch bei 50 m. (Ich fürchte, es ware 100 Yards - ich habs aber nicht genau untersucht). Der "gute" Bereich fürs Auge ist schmaler, das Bild ist dunkler und auch etwas "schmieriger" als bei meinen beiden besseren Gläsern. Auch der Augenabstand ist viel kritischer als bei den größeren Gläsern, es gibt nur einen ganz schmalen Augenabstands-Bereich für den besten Blickwinkel. Man muss sich viel präziser vorm Glas "positionieren" - so war der erste Eindruck also eher enttäuschend.

Schliesslich habe ich an einem ruhigen Sonntag das Teil mal im Wohnzimmer fest eingespannt..... und auf ein entferntes Haus (ca. 50-60 m) gerichtet und die mögliche Verstellung genauer untersucht. Dabei war die falsche Entfernungseinstellung genau festzustellen - bei Verstellung des Okulars war entweder das Ziel scharf oder das Fadenkreuz - beides zugleich ging nicht. Was tun?

Objektivring Ein herzhafter Griff zum Objektivring brachte dann schon die Lösung - der Ring liess sich leicht abschrauben, in einem superfeinen Gewinde, und darunter kam die Linsenbefestigung zum Vorschein - mit eben dem gleichen Gewinde eingeschraubt. Flugs wurde also die Linse in diesem Gewinde verdreht (so hat der Hersteller wohl auch seinen Scharfpunkt eingestellt - man braucht eben eine Justierungsmöglichkeit für die Fertigung) und das Ganze dann in etwa auf die richtige Entfernung gebracht. Der Ring musste anschliessend sehr gut wieder festgesetzt werden - jede nur winzige Bewegung der Linse schlug sehr stark auf die Ziellage durch. Bei richtige Einstellung war dann auch fast keine Parallaxe mehr festzustellen (so habe ich das bei bisher jedem Glas festgestellt). Die Überprüfung der Zoomverstellung ergab dann leider, dass diese etwas auf die Trefferlage durchschlägt - also ist keine Verstellung nach dem korrekten Einschiessen mehr möglich, da merkt man dann doch den geringen Preis.

Beim erneuten Versuch des Einschießens ergab sich dann ein weiteres Problem. Anscheinend ist die optische Achse im Glas ziemlich schief, wenn man die Einstellung mittig hat, schielt das Glas also, und zwar sehr heftig. Im Ergebnis musste man die Verstellung in der Höhe fast bis an den Anschlag drehen - und das ist schlecht, weil sich dabei der Verstellbereich der anderen Einstellung (Seite in diesem Falle) verkleinert. Daher war es notwendig, das Glas in der vorderen Montage etwas zu unterfüttern, und damit kam die Verstellung mehr in den "normalen" Bereich.


Alles in allem also doch kleine Qualitätsprobleme, die sich aber mit etwas Aufwand beheben lassen. Was solls - es gibt eh nur eine Disziplin für dieses Teil - und auch nur einen Schützen. So ist also der vorerst letzte Stand - die BZM ruft!
Im Endergebnis - nach der richtigen Einstellung - muss ich sagen, dass es schon ein brauchbares ZF zu sein scheint, jedenfalls habe ich mir noch vorgenommen, das mal im direkten Vergleich zum Bushnell festzustellen - es stehen ja (mittlerweile) zwei gleiche Gewehre zur Verfügung.



Schön ist geworden, finde ich, und das kleinere ZF passt sich gut an die schlichte Gewehrform an.

Update nach der Landesmeisterschaft 2008

In der oben im Bild gezeigten Ausführung habe ich mit dem Teil in der BZM und in der Landesmeisterschaft teilgenommen.
Zwei erste Plätze und die Goldmedaille in der LM gehören somit der kleinen Büchse. Versprechen eingelöst!

Die nächsten Pläne stehen mittlerweile auch schon fest. Das Gewehr ist wieder auf Dioptervisierung umgerüstet. So wird es als Trainingsgewehr dienen, und wenn ich den Abzug noch besser hinbekomme, auch erneut in einem Wettkampf schiessen (Matchsportgewehr). 2009 ruft!

Voere KK Repetierer - 2

(Der nachfolgende Bericht ist noch unfertig und wird nach Bedarf ergänzt.)

Nach dem Bericht über die Restauration gibts eigentlich nicht mehr viel zu berichten - denkt man.Schießhaltung

Als ich aber meine Frau mit der Voere schiessen lassen wollte, (sie hat etwas kürzere Arme als ich) musste sie entweder die Stützhand unter den Abzugsbügel setzen oder den Kolben unter die Schulter schieben, um eine halbwegs passable Hand- und Armhaltung zu haben. Der Handgelenkwinkel sieht eigentlich gut aus - aber nur deswegen, weil die unteren Finger den Griff garnicht umfassen und ins Leere greifen. Die Wangenauflage stimmt nicht. Der Abzugsfinger liegt sichtbar am Holz an und ist zu sehr gestreckt: Wo man auch hinsieht, es passt nicht.

So gehts natürlich nicht - so kann man nicht Präzision schiessen. Ich hätte also einfach nur vom Gewehrschaft 5 cm abschneiden müssen - aber das hab ich dann doch nicht fertiggekriegt, und es hätte ja auch nicht ausgereicht, um die anderen Probleme zu beseitigen.

Kosten darf es nix, perfekt passen solls und eventuell auch noch halbwegs passabel aussehen - so in etwa waren die Vorgaben für eine Lösung dieses Problems.


Einzig verbleibende Lösung war also

Ein neuer Maßschaft im Eigenbau

Hätt ich gewusst, auf was ich mich da einlasse.....es ist ein langer Ritt gewesen, über viele Wochen verteilt. Es gibt von den Vorstufen noch nicht einmal Fotos - ich war mir zu unsicher, ob das Ergebnis überhaupt "funktioniert" - und vorzeigbar ist.

Die Maße

Zuerst musste ich mal feststellen, wo das eigentliche Problem lag - es war natürlich die Schaftlänge, aber auch die Handposition war entsetzlich, weil der Pistolengriff der klassischen jagdlichen Schaftform für eine kleine Hand viel zu weit vom Abzug entfernt ist, ausserdem stimmt der Griffwinkel nicht. Das Handgelenk ist stark abgeknickt, weil der Griff nicht steil genug steht. Als letztes ist der typische Schaftabschluss eines (jagdlichen) Gewehrs ein Kompromiss für liegenden und stehenden Anschlag, aber meist zu Lasten des liegenden Anschlags, bei dem die Schulter an der oberen Spitze der Schaftkappe ansteht. Als letztes passte auch die Wangenauflage nicht - kein Wunder bei den beiden möglichen falschen Haltungen.

Der neue Schaft sollte speziell für den liegenden Anschlag ausgeführt sein - anfängliche Pläne zur Verstellbarkeit habe ich aus Gründen des Aufwandes später fallen lassen. Die oben genannten Punkte sollten - soweit ich das beurteilen kann - aufs Optimum angepasst sein. Ein Profi hätte das vielleicht mit einem Gelenkgewehr gemacht, sowas stand mir aber nicht zur Verfügung.

Die Vorlagen

systemkasten

Als prinzipielle Vorlage habe ich den Walther Gewehrschaft des GSP-Umbaus benutzt - ein Schaft, der beispielsweise bezüglich Handhaltung deutlich angenehmer ist als ein Voere. Das Design mit Griffloch sieht gut aus und fühlt sich auch gut an. Der Griff musste aber noch näher an den Abzug heran wegen der kleinen Hand. Für die Schaftlänge ergab sich eine Differenz von etwa 5 cm, um die ein Voere-Schaft zu lang ist - schwierig festzustellen. Als Vergleich kann man sich auch mal die "Techno"-Schäfte moderner Matchbüchsen ansehen - dort sieht man die Griffsteilheit, die Schulterausformung, - höhe und die Schaftlänge sowie die Abstände perfekt angepasst.


Die Höhe der Schulterposition war ebenso schwierig festzustellen, aber in mehreren Vermessungen und eigenen Versuchen liess sich das auf etwa 1 cm genau festmachen. Das Design der Wangenauflage habe ich einfach auf später verschoben - das ging einfach nicht festzustellen mit einem völlig falschen Schaft.

So habe ich also die Walther-Form benutzt, den Griff noch etwas steiler gestellt und näher an den zukünftigen Abzug herangerückt, die Gesamtlänge des Schafts aber um 3 cm gegenüber dem Voere (bezogen auf die Abzugsposition) gekürzt (die genaue Anpassung wurde später vorgenommen). Die notwendige Krümmung zur Schulteraufnahmen wurde grob geschätzt - und der Rest ergab sich als schwungvolle Kurve des zeichnenden Bleistifts - fertig war die äußere Form.


Der Aufbau

systemkasten

Nun ist ein Plan für eine äußere Form ganz nett - aber wie höhlt man das ohne Maschinen für den Gewehreinbau aus? Irgendwann in der Nacht kam mir dann die richtige Idee - die Vöhre hat einen völlig simplen Aufbau des Abzugskastens, zudem hat der Abzugskasten fast die gleiche Dicke wie der vordere Durchmesser des Laufs. Damit kann man das Ganze von innen nach aussen aufbauen. Also begann ich mit einem schmalen Brett in der gleichen Dicke wie Abzugskasten und Laufdurchmesser - die Aussparung für den Abzugskasten war dann eine einfache viereckige Aussparung, die übrige Form ergab sich aus der gezeichneten Außenkontur. Darauf wurde dann auf beiden Seiten ein Außendeckel aufgeklebt, der die Außenseite von Vorder- und Hinterschaft darstellte. Die Höhlung für den Lauf ergibt sich dabei automatisch - die Außenlage wird einfach höher gezogen. Die Laufausfräsung ist dann zwar rechteckig und nicht rund - aber weil der Lauf dort eh nich anliegen soll ("freischwingender Matchlauf"), ist das egal.

Als Holz wurde Schichtholz (Vielschicht-Sperrholz) verwendet, damit beim späteren Formen die verschiedenen Schichten herauskommen sollten und eine hübsche Farbstruktur sichtbar werden sollte.

Der Rest war dann "einfach" - eine wochenlange Orgie von Stichsäge, Bandschleifer, Raspel, Sandpapier und Dremel - etwa in der Reihenfolge für jeden funktionalen Bereich. Die verschiedenen Bereiche kamen nacheinander dran - zuerst der Einbau des Laufs und Kastens mit Befestigungsschraube, dann die grobe Grifform, das Daumenloch, der Abzugsbereich mit Abzugsschutz, die Vorderschaftform, die Hinterschaftform (im Umriss). Dann kam die endgültige Anpassung der Schaftlänge (es kamen nochmal 2 cm weg), dabei die Anpassung der Schulterrundung, und dann erst die "Schönung" der bis dahin noch kantigen Hinterschaftform.

Irgendwann hatte das Ganze dann in etwa die endgültige Form, und es wurde noch eine Wangenauflage hinzugefügt - eine Verrundung der Schaftkante ergab nicht genug Auflage.

Holzgewehr

In diesem Zustand sah das Gewehr sehr merkwürdig aus - die helle (fast weisse) Farbe des Holzes und die Form des Schafts sahen perfekt aus wie ein hölzernes Kindergewehr, und man hätte im Karneval (trotz ZF) damit an der Polizeiwache vorbeilaufen können - niemand hätte gezuckt......(hier nur eine nachträgliche Fotoretusche - aber so ähnlich sah es aus....)


Die Lackierung oder - wie bringt man Farbe aufs Holz?

Die Lackierung sollte natürlich durchsichtig sein und die Holzstruktur zeigen - sonst hätte ich ja den ganzen Schichtholz-Kram nicht machen müssen. Das verwendete Holz drehte mir aber eine lange Nase - es nahm von Schaftöl keine Farbe an, und Lasuren funktionierten auch nicht - es wurde einfach nicht dunkler.

Griff links

Irgendwann hab ich dann alles wieder runtergeschliffen und es mit einer richtigen heißen Beize versucht - erst rötlich/dunkel (Kirsche) und dann nochmal Mahagoni hinterher - endlich bekam das Ganze ein etwas seriöses Aussehen.....

Die anschliessende farblose Schutzlackierung musste ich mehrfach wiederholen, bis eine halbwegs gleichmässige Oberfläche erreicht war.

Die Farbschattierungen schlagen schön durch - nicht so regelmässig-systematisch wie geplant, aber doch ein Blickfang fürs Auge.

Griff und Griffloch sind natürlich unsymmetrisch - für Rechtshänder ausgelegt, auf dieser Seite die tiefere Aussparung nur für den Daumen nach vorn-oben, die flachere Form des Griffs für den Umgriff der vorderen Fingerglieder.

Griff rechts

Auf der rechten Seite die abgerundeten Fingerrillen. Ich hätte es auch komplett abgerundet machen können wie der Walther-Griff, aber so bekommt man noch genauer die korrekte Lage der Finger an den Griff. Die kleine "Anhebung" im Bereich des Abzugs gibt mehr Raum für den Zeigefinger, damit der Finger nicht am Holz anliegt.

Der Abstand zum Abzug sieht zu groß aus - stimmt, der Abzug hat einen langen Weg bis zum Druckpunkt, und dann steht er richtig....

Griff rechts

Das Griffloch auf der Rückseite ist für den Handballen tief ausgeformt. Noch immer ist der Abzugsbügel nur ein Lochblechschnippel - der wird erst nach erfolgreichem Wettbewerbseinsatz ersetzt.

Der Hinterschaft ist unten schmal ausgefomt - irgendwo musste ja eine Stromlinienform hin.

Das erstaunliche ist, dass ich mit diesem Schaft sogar schiessen kann. Trotz viel zu großer Hand und zu kurzem Schaft (für mich) ist die Handhaltung so angenehm, das man sich mit den Maßen arrangieren kann und eine halbswegs ruhige Ziellage erreicht.

Vergleich

Hier sieht man jetzt den Vergleich zwischen Voere-Originalform (genauer: dem restaurierten Schaft) und Eigenbau. Der kürzere Schaft und die Griffstellung fallen sofort ins Auge. Der Vorderschaft ist kürzer - das Gewehr ist vorne schwer genug, und der Lauf soll eh im Schaft nicht aufliegen - frei schwingende Lagerung ist das moderne Credo. Der Vorderschaft ist im Magazinbereich ein paar Millimeter höher als das Original - beabsichtigt, weil dann das 5er Magazin fast völlig im Holz verschwindet. Die Stützhand greift nämlich (wegen des kürzeren Arms) den Magazinrand mit - das liesse sich nur durch eine weitere Kürzung des Schaftes korrigieren, die aber die Griffhand unnötig weiter an den Körper bringt.

Vergleich neu-Walther

Der Vergleich der neuen Form mit dem Walther. Man erkennt alle geplanten Merkmale wieder - der kürzere Schaft, der steilere Griff, der kürzere Abstand zum Abzug. Bei genauem Hinsehen fällt die verschiedene Höhe der Schulterrundung auf - das muss an einer verschiedenen Körperhaltung liegen.

Vergleich neu-Walther

Und zum Abschluss noch der Vergleich:

der Normalschaft....

Vergleich neu-Walther

.....und der Eigenbau. Die Armwinkel sind gut, der Handgelenkwinkel auch. Die Stützhand liegt unterm Magazin, weiter nach vorn gehts nicht, ist aber auch nicht nötig. Der Daumen hat eine viel natürlichere Haltung. Der Abzugsfinger liegt genauso schräg wie beim anderen Schaft, hat aber im Holz dafür Raum bekommen - das ist natürlich mit Proben angepasst worden. Der Abzug ist näher und der Winkel des Abzugsfingers stimmt jetzt.

Und der Gehörschutz fehlt natürlich nur fürs Foto!


Das ist jetzt der letzte Stand - die Maße stimmen, diese Form hat sonst niemand ;-), und das Finish kann beim nächstenmal besser werden..... Die Wangenauflage ist noch höhenverstellbar und wird erst nach endgültiger Eingewöhnung fixiert.




Die Wettbewerbsteilnahme 2009

Da habe ich (wieder mal) einen herben Rückschlag hinnehmen müssen.
- In der Klasse PSG gehts nicht, weil dort Lochschäfte nicht zugelassen sind. Ist nicht ganz eindeutig bzw. nicht leicht zu finden, aber anhand der Sportordnung halbwegs nachvollziehbar.
- In der (neuen) Klasse ZFG 50 gehts auch nicht, weil der Schaft nicht als "handelsüblich" anerkannt wird. Naja, ganz zu Unrecht ist das nicht, wenn man ehrlich ist.

So hat meine Frau also nun einen wunderschönen Maßschaft - aber (wettbewerbsmäßig) schießen darf sie damit nicht. Wass solls, den Spaß beim Bauen kann mir niemand nehmen.

Mittlerweile habe ich auch einen Mars-Schaft gefunden, der bestimmt handelsüblich ist - und den werde ich jetzt für die Voere anpassen und die Schaftlänge anpassen. Fortsetzung folgt!